Ich hatte jüngst bei den Press Freedom Awards der Reporter Ohne Grenzen das Vergnügen, Alan Rusbridger vom Guardian in seiner Keynote (Link mit Timestamp ~1:00:00) zuzuhören und danach am Biertisch über eine Stunde mit ihm ratschen zu dürfen. Die Keynote anzuschauen, lohnt sich, vieles des unten genannten taucht dort auf. The Guardian hat es geschafft, dank eines Contributor-Modells, erstmals in Jahrzehnten eine schwarze Null zu schreiben.
Rusbridger war von 1995 bis 2014 Chefredakteur des Guardian und hat dort einige wilde Phasen erlebt, incl. Wikileaks/Assange und Snowden etc. Heute ist er als freier Journalist und an der Oxford University tätig. Seit Mai 2019 macht der Guardian mit seiner Online-Strategie Gewinn, auch dank der 1.000.000 Contributors, die sie so erreicht haben – neues Ziel: 2 Millionen.
Pay for others, so that they can read!
Laut Rusbridger – und das wird er nicht müde zu erzählen zahlen die Leute vor allem dafür, dass auch Andere, Dritte die vom Guardian recherchierte, unabhängigen Nachrichten und investigativen Ergebnisse lesen können, kostenlos, frei und gefahrlos. Bei einer Paywall zahlt man für die Arbeit, aber niemand sonst hat einen Nutzen davon, erklärt er. Das Contributor-Modell sei sozialer, besser und entspreche eher dem Auftrag der freien Presse. Rusbridger beschreibt diese in seiner Keynote mit dem wunderbaren Satz: “What’s the business model of a lighthouse?” Derlei spiegelt sich auch in den Aktionen (siehe Abbildung unten) zum Klimawandel wieder, wo der Guardian eine eindeutigere, der Katastrophe angemessene Sprache zu wählen entschied. Mich hat das überzeugt, seitdem bin auch ich Contributor.
Freie Presse sei das im Urzustand, meint er – und genau dafür wurde der Guardian wohl auch gegründet – das Geschäftsmodell der Zeitung ist ein anderes als bei vielen Konkurrenten, sie haben eine Mission – von Anfang an. Einen Einstieg kann auch hier die Wikipedia-Seite liefern, vor allem der Abschnitt über die “Finanzielle Konsolidierung des Kernbetriebs“.